Berufsbilder

Arbeitsbereiche mit werkstoffwissenschaftlichem Hintergrund

Was kann ich werden, wenn ich den Schwerpunkt im Master „Werkstoffwissenschaften im Bauwesen“ wähle? Wann und wofür brauche ich bauphysikalisches Wissen? Warum ist es so wichtig auch im Projektmanagement über Betonqualität Bescheid zu wissen? Welche Qualifikationen werden zur Erstellung von Schadensgutachten im Bauwesen benötigt?

Diese Fragen möchten wir versuchen, mit den folgenden Beispielen von Berufsbildern zu beantworten. Sollte uns das nicht ganz gelingen, wenden Sie sich einfach direkt an uns. Gerne beantworten wir Ihre Fragen so gut wie für uns möglich.

Im Rahmen des Programms „Studentische E-Learning Experten“ der HDA wird unser Vorhaben zur Erstellung von Kurzfilmen zu Berufsbildern im Bereich Werkstoffe im Bauwesen gefördert. In unserem ersten Video stellen wir das Berufsbild als Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in an unserem eigenen Institut vor. In den kommenden Monaten werden weitere Kurzfilme spannende Einblicke in die Arbeitswelt in diesem Bereich geben.

Werkstoffwissenschaftler / Werkstoffwissenschaftlerin

Als Forscherin oder Forscher in den Werkstoffwissenschaften sind Sie an einer Hochschule, in einer Forschungsgesellschaft, oder in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung eines Unternehmens (Chemiekonzerne, Zementindustrie, etc.) tätig. An einer Hochschule oder in einer Forschungsgesellschaft betreiben Sie Grundlagenforschung, entwickeln aber auch praxisrelevante Baustoffe, wobei Sie nicht selten mit Industriepartnern kooperieren. Sie beantragen Projekte, entwerfen und bearbeiten Versuchsprogramme, schreiben Veröffentlichungen, besuchen Konferenzen und kommen Gutachtertätigkeiten nach. In der Forschungs- und Entwicklungsabteilung eines Unternehmens entwickeln Sie vorrangig neue Produkte, sind aber häufig auch mit der Qualitätssicherung vorhandener Produkte betraut.

Die Wahl dieses Berufsbildes kommt für Sie besonders dann infrage, wenn Sie sich für wissenschaftliche Themen begeistern, für Probleme des Alltags kreative Lösungen finden und Texte/ Programme strukturieren und auf ihre Kerninhalte reduzieren können.

Wissenschaftler / Wissenschaftlerin an unserem Institut

Was macht ein/e Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in an unserem Institut?

Mitarbeiter/in im Bereich der Prüfung, Überwachung und Zertifizierung

Im Bereich der mineralischen Baustoffe gibt es eine Vielzahl von Tätigkeiten, Bauprodukten und Bauarten die entweder nach Landesbauordnung oder nach Bauproduktenvorordnung geprüft, überwacht oder zertifiziert werden müssen. Im Rahmen dieser Tätigkeiten werden oftmals Ingenieurinnen und Ingenieure mit werkstofftechnischem Hintergrund beschäftigt. Mitarbeitende einer unabhängigen Stelle sind dabei unter anderem für den Qualitätserhalt und die Sicherheit von Bauprodukten und/oder Tätigkeiten zuständig.

Das Wissen um die Produktionsprozesse und die Verwendung der Produkte sowie die Kenntnisse zu normativen und rechtlichen Vorgaben sind hierbei von besonderer Bedeutung.

In dem nachfolgenden Video erhalten Sie einen kleinen Einblick in dieses Berufsbild sowie die Vorgehensweise einer Fremdüberwachung in einem Transportbetonwerk beispielhaft als einen wesentlichen Bestandteil dieses Tätigkeitsfeldes.

Überwachung und Zertifizierung

Wie sieht der Arbeitsalltag einer/s Mitarbeiters/in im Bereich der Überwachung und Zertifizierung aus?

Ingenieur / Ingenieurin in der Baustoffindustrie

Drehrohrofen in einem Zementwerk
Drehrohrofen in einem Zementwerk

In der Baustoffproduktion und in der chemischen Industrie werden große Produktmengen mit gleichbleibend hoher Qualität hergestellt. Als Ingenieurin und Ingenieur in diesem Bereich sind u. a. die Kenntnis materialtechnologischer Zusammenhänge, unterschiedlicher Produktionsverfahren, einschlägiger Normen und Regeln sowie Innovationsfreude gefragt.

Die Entwicklung neuer Produkte und Techniken, die Begleitung von Zulassungs- und Zertifizierungsverfahren sowie die Kontrolle der Qualität liegt in der Verantwortung von Personen mit umfasssenden Kenntnissen von Beton- bzw. Werkstoffeigenschaften.

Ingenieur / Ingenieurin im Denkmalschutz und in der Bauwerkserhaltung

Komplexe Sanierungsarbeiten an einem denkmalgeschützten Bauwerk
Komplexe Sanierungsarbeiten an einem denkmalgeschützten Bauwerk

Von zunehmendem Interesse ist es, die vorhandene Bausubstanz zu erhalten. Insbesondere im Bereich der Denkmalpflege sind vertiefte Fachkenntnisse vor allem zu den historischen Baustoffen und Konstruktionen notwendig, um die sensiblen und oft instabilen Mauerwerke und Gebäude -von Umfassungsmauern über Fachwerkhäuser bis hin zu monumentalen Schlössern, Burgen und Kirchen- sanieren und somit der Nachwelt überliefern zu können. Von der Bauanalyse über die Entwicklung individuell abgestimmter Maßnahmenkonzepte bis hin zum Klima-Monitoring stehen mannigfaltige Aufgabengebiete und Teildisziplinen, auch oft entfernt von den klassischen Vorgehensweisen, zur Auswahl.

Bauschadensgutachter / Bauschadensgutachterin

Untersuchung eines Wasserschadens infolge defekter Kanalisation und mangelhafter Abdichtungsebene oberhalb einer Tiefgarage.
Untersuchung eines Wasserschadens infolge defekter Kanalisation und mangelhafter Abdichtungsebene oberhalb einer Tiefgarage.

Nicht selten werden im Bereich des Neubaus aber auch im Zuge von Sanierungen von Bestandsgebäuden aufgrund mangelnder Kenntnis oder aus Gründen der Kosteneinsparung ungeeignete Baumaterialien eingesetzt oder schadensträchtige planerische oder handwerkliche Leistungen ausgeführt. Die Folgen sind oft feuchtetechnische Schäden oder konstruktive Schwächungen, die die Lebensdauer oder den Wert eines Gebäudes teilweise deutlich herabsetzen können.

Zu einer Einschätzung der Baumängel sind Kenntnisse eines Gutachters oder einer Gutachterin zu den verwendeten Baumaterialien aber auch zu den richtigen Verarbeitungstechniken notwendig. Die geltenden Normungen und Richtlinien sind als Bewertungsgrundlage besonders auch während juristischer Auseinandersetzungen von wesentlicher Bedeutung. Oftmals greifen verschiedene Ursachen ineinander und stellen komplexe Schadensablaufe dar, die es zu analysieren und bewerten gilt.

Qualitätssicherungsbeauftragter / Qualitätssicherungsbeauftragte

Einbau einer Probe in eine Zugprüfvorrichtung im Rahmen der Fremd-/Eigenüberwachung.
Einbau einer Probe in eine Zugprüfvorrichtung im Rahmen der Fremd-/Eigenüberwachung.

Die Gewährleistung gleichbleibender, hoher Qualität in Produktionsprozessen gehört zu den wesentlichen Aufgaben der Qualitätssicherung. Dazu gehört die richtige Auswahl des Ausgangsmaterials für die Produktion, die Überwachung der Produktion, regelmäßige Probennahmen, Analysen der Proben und Beurteilung sowie die Dokumentation. Nicht selten werden Qualitätsicherungsbeauftragte mit in die Produktentwicklung eingebunden, da sie die Möglichkeiten der unterschiedlichen Herstellungsprozesse sehr gut kennen.

Mit zum Aufgabengebiet gehören u.a. noch die Betreuung des firmeneigenen Labors, die Zuarbeit bei der Zulassung neuer Bauteile/Baustoffe und die Kundenbetreuung.

Qualitätssicherung

Wie sieht der Arbeitsalltag einer Qualitätsleiterin in der Zementproduktion aus?

Ingenieur / Ingenieurin im Baustoffrecycling

Materialbeschickung einer mobilen Siebanlage für rezyklierte Gesteinskörnungen.
Materialbeschickung einer mobilen Siebanlage für rezyklierte Gesteinskörnungen.

Eine der wichtigsten Aufgaben von Bauingenieurinnen und Bauingenieuren im Bereich Baustoffrecycling ist die Entwicklung von Technologien, die es ermöglichen, zurückgebaute Baustoffe als so genannte Sekundärrohstoffe zu nutzen. So kann z. B. gebrochener Altbeton als rezyklierte Gesteinskörung für neue Recyclingbetone eingesetzt werden und in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden. In diesem Zusammenhang sind sie an der Optimierung von Stoffkreisläufen und Energiehaushalten alter und neuer Produkte beteiligt. Die Ingenieurinnen und Ingenieure befassen sich mit der Beurteilung und Optimierung von Produktions- und Verfahrensabläufen innerhalb eines Recyclingunternehmens und entwickeln Verwertungsverfahren für schwer recycelbare Baustoffe. Des Weiteren arbeiten Sie an der Weiterentwicklung laufender Verfahren zum Beispiel zur energetischen Nutzung von Bauabfällen und Reststoffen.