Bauchemie

Bauchemie

Im Modul Bauschäden / Bauchemie wird vertiefendes Wissen zu unterschiedlichen Analysemethoden sowie zu den ablaufenden chemischen Reaktionen mineralischer Bindemittel, reaktiver Zusatzstoffe, Ersatzstoffe und Additive gelehrt. Der Schwerpunkt liegt hier auf mikroskopischen Zusammenhängen und ist stark analytisch geprägt. Das Verständnis auf dieser Ebene soll den Studierenden Zusammenhänge zwische Mikro- und Makroebene näherbringen und zur kritischen Betrachtung verschiedener Untersuchungen und deren Ergebnisse befähigen.

Inhalte der Vorlesung

Dieses Bild zeigt die Mikrostruktur von Zementsteinhydrat nach beschleunigter Karbonatisierung mit 150-facher Vergrößerung mittels Rasterelektronenmikroskopie (REM). Die Helligkeit des Bildes, dargestellt in Graustufen, entspricht der Dichte der Elemente in der Probe und ermöglicht die Identifizierung der lokalen mikrostrukturellen Phasenzusammensetzung. Das Bild zeigt, dass CaCO3 (hellgrau) bevorzugt die Poren (schwarz) auf der äußeren Schicht der Oberfläche und in der oberen rechten Ecke der Probenoberfläche ausfüllt.
Dieses Bild zeigt die Mikrostruktur von Zementsteinhydrat nach beschleunigter Karbonatisierung mit 150-facher Vergrößerung mittels Rasterelektronenmikroskopie (REM). Die Helligkeit des Bildes, dargestellt in Graustufen, entspricht der Dichte der Elemente in der Probe und ermöglicht die Identifizierung der lokalen mikrostrukturellen Phasenzusammensetzung. Das Bild zeigt, dass CaCO3 (hellgrau) bevorzugt die Poren (schwarz) auf der äußeren Schicht der Oberfläche und in der oberen rechten Ecke der Probenoberfläche ausfüllt.

Bereits bei der Herstellung und Verarbeitung von Baustoffen sind chemische Abläufe von grundlegender Bedeutung, so werden z. B. alle Erhärtungsprozesse durch chemische Reaktionen gesteuert. Die Reaktionen, die hierbei stattfinden werden oft durch die Zugabe verschiedener Additive oder spezieller reaktiver Zusatzstoffe beeinflusst. Durch die Zugabe dieser Stoffe verändern sich Eigenschaften im frischen wie auch im erhärteten Zustand. Der Zusammenhang der Änderung dieser Eigenschaften in Abhängigkeit der zugegebenen Stoffe ist für ein vertieftes theoretisches und praktisches Verständnis unerlässlich.

Möglichkeiten zur Nachbehandlung, ebenso wie gezielte Veränderungen der Eigenschaften nach Erhärtung durch Zugabe während des Mischens beruhen auf komplexen physikalischen und chemischen Prozessen.

Herstellung von Geopolymermörtelproben; Mischen von Zweikomponenten-Geopolymerbindemittel (flüssig und pulverförmig) mit Zuschlagstoffen; Verarbeitbarkeits- und Festigkeitsprüfungen (linke Fotos). Polykondensationsreaktionsmechanismus der Geopolymerisation (rechts schematische Darstellung).
Herstellung von Geopolymermörtelproben; Mischen von Zweikomponenten-Geopolymerbindemittel (flüssig und pulverförmig) mit Zuschlagstoffen; Verarbeitbarkeits- und Festigkeitsprüfungen (linke Fotos). Polykondensationsreaktionsmechanismus der Geopolymerisation (rechts schematische Darstellung).

Die Vorlesungen dienen der Behandlung der theoretischen Grundlagen. Hier werden komplexe Zusammenhänge dargestellt und deren Auswirkungen auf den Baustoff intensiv behandelt, während Laborpraktika zur praktischen Vertiefung dieser Zusammenhänge und deren makroskopischen Auswirkungen auf die Baustoffeigenschaften dienen. Versuche im Mörtellabor werden mit frischen Mörteln und verschiedenen Additiven durchgeführt um Frischmörteleigenschaften zu bestimmen, während die ausgehärteten Probekörper im Chemielabor untersucht werden.

Im Vordergrund stehen hierbei die Beziehungen zwischen Additiv und den sich ergebenden Festmörteleigenschaften und der Festmörteleigenschaften und einem gesuchten Nutzen.

Die Versuche dienen zudem der kritischen Auseinandersetzung mit erzielten Ergebnisgrößen und deren Bedeutung. Letztlich ist das Wissen um Interpretationsmöglichkeiten ein wichtiger Faktor, der im späteren Berufsleben von großem Nutzen sein kann.

Mineralogische Analyse (Röntgenpulverdiffraktometrie) des Metakaolin-Rohstoffs: Ein breiter amorpher Peak weist auf ein hohes puzzolanisches Reaktivitätspotenzial hin.
Mineralogische Analyse (Röntgenpulverdiffraktometrie) des Metakaolin-Rohstoffs: Ein breiter amorpher Peak weist auf ein hohes puzzolanisches Reaktivitätspotenzial hin.

In diesem Kurs werden die Grundlagen der Chemie anhand bauchemischer Anwendungen demonstriert. Die Teilnehmer erhalten einen einzigartigen Hintergrund in der instrumentellen Analytik, einschließlich XRD, TGA, Nasschemie, mikroskopische und spektroskopische Charakterisierungen von Baustoffen. Der Kurs umfasst theoretische, labortechnische und praktische Übungsaufgaben mit Beratungsfeedback.

Zentrale Themen:

  • Mineralien und Gesteine als natürliche Ressourcen
  • Instrumentelle Analytik
  • Zementchemie
  • Chemie der zementhaltigen Zusatzstoffe
  • Schädigungsmechanismen von Materialien
  • Zusatzstoffe
  • Polymere
  • Oberflächenbeschichtungen

Dieser Kurs betont den produktionstechnischen und materialwissenschaftlichen Ansatz, indem er die Unterschiede in der Materialzusammensetzung und Mikrostruktur mit den daraus resultierenden Eigenschaften verknüpft. Die Studierenden lernen auch, Mehrkomponenten-Reaktionssysteme mit Hilfe interaktiver Software zu modellieren, was den Einsatz wirksamer chemischer Vorhersageinstrumente für die Entwicklung moderner nachhaltiger Baustoffe ermöglicht.

Herstellung von selbstverdichtendem Geopolymerbeton am WiB

Zielsetzung

Ziel dieses Kurses ist es, MSc-Studenten ohne oder mit nur geringem Chemie-Hintergrund darin zu schulen, die Herausforderungen der Nachhaltigkeit in der Bauindustrie anzugehen und chemische Perspektiven zu verstehen. Nach Abschluss des Kurses werden die Studierenden chemische Prinzipien, instrumentelle Charakterisierungstechniken und Berechnungsmethoden in ihrer eigenen Forschung und in der Industrie anwenden können. Das Verständnis der chemischen Reaktionen bei der Auswahl von Rohstoffen, der Produktion und der Verwendung von Baumaterialien ist für Ingenieure und Bauherren von entscheidender Bedeutung, um die Materialeigenschaften im Hinblick auf Verarbeitbarkeit, Festigkeit, Haltbarkeit, Nachhaltigkeit und andere Merkmale zu entwerfen und zu optimieren.

Vorlesung

Professor Prof. Dr.ir. Eddie Koenders
Betreuung durch: Dr. Chem. Ing. Neven Ukrainczyk
M.Sc. Chem. Eng. Agustin Laveglia
M.Sc. Peng Xiao
Turnus Sommersemester
Voraussetzungen Bachelorveranstaltung „Werkstoffe im Bauwesen“
Leistungsumfang 6 CP

Literaturempfehlungen

Empfohlene Grundlagenliteratur:
Torraca G., Lectures on Materials Science for Architectural Conservation, The Getty Conservation Institute, Los Angeles (2009)
Scrivener K., Snellings R., Lothenbach B., A Practical Guide to Microstructural Analysis of Cementitious Materials, CRC Press 2016, ebook 2017: https://doi.org/10.1201/b19074
Weiterführende Literatur:
Hansen P.F., Jensen O.M.,The Science of Construction Materials, Springer 2009, https://doi.org/10.1007/978-3-540-70898-8
Aïtcin P.-C. and Flatt R.J., Science and Technology of Concrete Admixtures, Elsevier 2016: https://doi.org/10.1016/C2015-0-00150-2
Benedix R, Bauchemie: Einführung in die Chemie für Bauingenieure und Architekten, 7 Aufl. 2020, Springer
Pierre-Claude Aïtcin, Binders for Durable and Sustainable Concrete, Taylor&Francis Group 2008; eBook 2014: https://doi.org/10.1201/9781482265767
Bahurudeen A, P.V.P. Moorthi, Testing of Construction Materials, 2020 CRC Press, https://doi.org/10.1201/9781003124825
Lea's Chemistry of Cement and Concrete, Fifth Edition (2017): https://doi.org/10.1016/C2013-0-19325-7
Gaffney J.F. and Marley N.A., General Chemistry for Engineers, Elsevier 2018: https://doi.org/10.1016/C2015-0-05956-1